Lilli Nielsen

Lilli Nielsen – das Aktive Lernen

Im Don Bosco-Haus wird für unsere Bewohnerinnen die spezielle Förderung nach dem Ansatz des Aktiven Lernens angeboten. Der Personenkreis umfasst Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene mit schwerster Mehrfachbehinderung, die oft auch zusätzlich von einer erheblichen Seheinschränkung betroffen sind und sich auf einem Entwicklungsniveau von 0 – 48 Monaten befinden.

Der Ansatz des Aktiven Lernens wurde bereits in den 80er Jahren von der dänischen Psychologin Dr. Lilli Nielsen entwickelt und findet mittlerweile weltweit erfolgreich Anwendung in der Arbeit mit behinderten Menschen.

Ihr Grundgedanke war, dass eine andere Basis geschaffen werden müsse, damit auch Mehrfachbehinderte in der Lage sein können eigenständig zu lernen und aktiv zu sein. Ihnen müssen Situationen und Aktivitäten angeboten werden, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Sie orientierte sich hierbei am Lernverhalten normal entwickelter Kinder. Statt Menschen mit Mehrfachbehinderung hinsichtlich eines bestimmten Zieles zu trainieren, stellte sie fest, dass das Prinzip des Aktiven Lernens für die Betroffenen mehr Erfolg bedeutete und das Gelernte nachhaltig und besser abrufbar war.

„Greife und du kannst begreifen“
Angesichts der durch die Schwere ihrer Behinderungen bedingten erheblichen Schwierigkeiten, bestimmte Entwicklungsschritte und Kompetenzen zu erlernen, wurden von Dr. Lilli Nielsen daher verschiedene Fördermaterialien und optimierte Lernumgebungen entwickelt, die die aktive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sinnesreizen erst ermöglicht. Durch diese wird eine Basis geschaffen, eigeninitiativ und experimentell handelnd zu lernen.

Eine optimierte Lernumgebung stellt beispielsweise der „Little Room“ dar, der vor allem bei adäquater Anwendung der Entwicklung der räumlichen Wahrnehmung sowie Verbesserungen motorischen und im kognitiven Bereich dient. Der Ansatz des Aktiven Lernens ist ein ganzheitliches Konzept, das heißt es umfasst die Entwicklung der Motorik, der Wahrnehmung, des Spielens, der Kommunikation, der emotionalen und sozialen sowie alltagspraktischen Fertigkeiten.

Um eine realistische Einschätzung des Entwicklungsniveaus vornehmen und diese auch im Rahmen der Förderung nach dem Ansatz des Aktiven Lernens evaluieren zu können, wurde von Dr. Lilli Nielsen ein entsprechendes Diagnostikverfahren entwickelt, welches bei jedem unserer Bewohnerinnen des entsprechenden Personenkreises angewandt wird.

Nach nunmehr jahrelanger Therapie und Förderung nach dem Ansatz des Aktiven Lernens im Don Bosco-Haus können wir mit viel Freude und Überzeugung sagen, dass die Arbeit nach diesem ganzheitlichen Konzept mit unseren Bewohnerinnen, ganz gleich ob jung oder älter, wesentlich dazu beigetragen hat, sie aus der (motorischen) Passivität herauszuführen, eine Ich-Identität zu entwickeln, das Sich-Erleben als aktive Person zu ermöglichen, ihr gesamtes Entwicklungsniveau anzuheben und vor allem: diese Menschen stolz und mit voller Freude mit dem Gefühl erleben zu dürfen, wie wertvoll es für jeden Einzelnen ist, sich selbst als aktiv handelnde Person zu erleben und ausdrücken zu können: „Du, ich kann was! Ich kann das ganz alleine!“