I – Unsere Wurzeln
Das Don Bosco – Haus ist eine heilpädagogische Vollzeit – Therapie – und Fördereinrichtung für Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden von einer hochqualifizierten Mitarbeiterschaft betreut und gefördert.
Träger der Einrichtung ist der Verein „Don Bosco – Haus für das behinderte Kind e.V.“
Nach unserem Leitspruch von Jesaja 42,1 – 4
„Du sollst den geknickten Halm nicht brechen“
sind menschliche Stärken wie Begabungen und Fähigkeiten sowie Unvollkommenheiten und Begrenztheiten für Mitarbeiter/innen und Bewohner/innen gleichermaßen in unserem christlichen Menschenbild akzeptabel.
1968 gründete Schwester Maria von de Berg den Verein „Don Bosco – Haus für das behinderte Kind e.V.“, welcher inzwischen rund 250 Mitglieder umfasst. Ihre Motivation war es zunächst, Kindern mit schwersten Mehrfachbehinderungen für wenige Wochen ein Zuhause zu bieten, damit deren Familien sich in ihren Ferien entspannen, erholen und Kraft schöpfen konnten für die Pflege und Zuwendung zuhause. Ende der sechziger Jahre gab es keine adäquaten Betreuungsformen für Menschen mit Behinderung hier in Schleswig – Holstein außer der privaten Fürsorge. Als einige Eltern sich hilfesuchend und am Rande ihrer Kräfte an Schwester Maria wandten, entstand dann ein erstes Internatshaus mit Kindergarten. Ihr Interesse war es, den Kindern nicht nur ein zweites Zuhause zu geben, sondern sie auch entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten nicht sauber, satt und still zu pflegen, sondern sie umfassend zu fördern und ihnen einen strukturierten Tagesrhythmus zu eröffnen.
„Jeder Mensch soll hier so glücklich wie möglich leben können“
– war ihr wichtigstes Motto.
Mit Hilfe der Poenitentenbrüder und unter Einbeziehung der Eltern baute sie aus Spenden das erste Don Bosco – Haus auf dem erstandenem Waldgrundstück.
Schwester Maria hat das Don Bosco- Haus schnell zu einer Spezialeinrichtung ausgebaut, jeden Menschen aufgenommen, egal, wie schwer seine Behinderung war. Sie hat sich eingesetzt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit schwersten Behinderungen, die zum Teil vernachlässigt oder versteckt wurden. Sie unterstützte Eltern in den Bemühungen, ihren Kindern größtmögliche Zuwendung und Förderung zukommen zu lassen und nahm all diejenigen auf, die zuhause nicht mehr leben und gefördert werden konnten.
Die Überzeugung für die Richtigkeit ihres Tuns, ihr großes Engagement für Menschen mit schwersten Mehrfachbehinderungen lag vor allem in den Vorbildern Schwester Marias, den vier Lübecker Geistlichen, die katholischen Kapläne der Heilig-Geist-Kirche Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange und dem evangelischen Pastor der Lutherkirche Karl-Friedrich Stellbrink.
Als langjährige und sehr enge Freunde der Familie von de Berg prägten sie die religiöse und politische Einstellung von ihrer Tochter Maria von de Berg. Diese vier Geistlichen wurden wegen ihres mutigen Auftretens gegen das NS – Regime 1942 verhaftet und im Lübecker Christenprozess 1943 zum Tode verurteilt. Am 10. November 1943 wurden sie in Hamburg mit dem Fallbeil hingerichtet. Sie setzten sich vor allem gegen die Euthanasie ein und somit für das Leben von Menschen mit Behinderung.
Schwester Maria hat diese vier Märtyrer auch vor deren Inhaftierung gemeinsam mit ihrem Bruder Franz von de Berg zum Teil im Untergrund betreut und begleitet, sie im Gefängnis besucht, Beistand geleistet und ihre Glaubenseinstellung eindeutig geteilt –
„Es gibt kein unwertes Leben“
sondern „Liebet einander, so wie ich euch geliebt habe“, Joh. 15, 12-17 – dieses war der komplexe und zugleich eindeutige Ansatz von Schwester Maria, ihre Grundlage für den Aufbau der Einrichtung in den letzten 35 Jahren bis zu ihrem Tod im September 2003 und bildet auch für uns in der zweiten Generation das klare Fundament unserer Arbeit hier im Don Bosco – Haus.
Heute bietet das Don Bosco – Haus in sieben Internatshäusern mit differenzierter Ausrichtung 157 Menschen mit schwerstmehrfachen Behinderungen ein Zuhause in kleinen Wohngruppen. Eine Wohngruppe besteht aus 5 bis max. 10 Bewohnern. Die Zusammensetzung erfolgt unter Gesichtspunkten der Heterogenität in Bezug auf Alter, Geschlecht und Behinderungsart, um ein möglichst großes Lernumfeld zu bieten und Isolation zu vermeiden.
Weder bei Aufnahme noch bei Dauer des Wohnverhältnisses werden Beschränkungen auferlegt, auch ist keine Religionszugehörigkeit vorgeschrieben.
Das Don Bosco – Haus ist korporatives Mitglied des Deutschen Caritasverbandes, welcher zu den sechs Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege zählt.
II – Unser Namenspatron
Als engagierter Mensch und Priester setzte er sich für arme und vernachlässigte Kinder und Jugendliche ein, die ohne ein Zuhause waren, die oft auch niemanden mehr hatten und die ebenso oft von niemandem mehr gewollt wurden. Für dieses Bemühen heilig gesprochen, wurde er zum Namenspatron unserer Einrichtung – Giovanni Don Bosco.
Giovanni Melchiore Bosco wurde am 16. August 1815 in Becchi bei Castelnuovo Don Bosco geboren.
Ab 1835 besuchte er ein Priesterseminar wo er Theologie studierte, 1841 wurde Don Bosco zum Priester geweiht und arbeitete in Turin für verarmte Jugendliche. Drei Jahre später wurde er geistlicher Leiter des Kinderheims St. Philomenia. Nach mehreren Umzügen des Oratoriums gründete er 1846 in Turin das „Oratorium des heiligen Franz von Sales“. 1859 gründete er eine religiöse Vereinigung, die 1874 von Papst Pius IX. als „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ anerkannt wurde. Giovanni Bosco starb am 31. Januar 1888 in Turin. Seine Reliquien liegen in der Maria-Hilf-Basilika in Turin. Am 2. Juni 1929 wurde Don Bosco von Papst Pius XI. selig und am 1. April 1934 dann heilig gesprochen.
III – Unser Selbstverständnis
Christlicher Glaube und ein humanistisches Menschenbild kennzeichnen unsere Haltung und spiegeln sich in unserer Arbeit wieder.
In seiner Tradition sieht sich das Don Bosco – Haus den christlichen Grundwerten verpflichtet:
Jeder Mensch ist von Gott ins Leben berufen und mit einer unverlierbaren Würde ausgestattet.
Wir anerkennen und achten jeden einzelnen Menschen als einzigartig in seinem Mensch-Sein. Jeder Mensch hat unabhängig von seinen Fähig-/Fertigkeiten den Anspruch auf Achtung und freie Entfaltung seiner Persönlichkeit und Individualität.
Wir respektieren unsere Tradition und reagieren flexibel auf veränderte Anforderungen und Entwicklungen.
IV – Unser Anspruch
Zielsetzung für die Arbeit mit den hier lebenden Menschen im Wohnheim Don Bosco-Haus ist,
dass jeder Mensch hier so glücklich wie möglich leben kann. Ein Leben in Würde, orientiert an seiner Individualität und seinen Bedürfnissen.
Größtmögliche Verselbständigung in den lebenspraktischen Bereichen.
Unterstützung bei integrativen Aktionen der sozialen Eingliederung.
Das bedeutet, dass der Mensch mit Behinderung in seinem So-Sein akzeptiert und optimal gepflegt, versorgt und seinen persönlichen Bedürfnissen/Möglichkeiten entsprechend gefördert wird. Es wird ihm Hilfestellung gegeben bei der Findung seiner Identität und der Entwicklung seiner Persönlichkeit.
Zur Erreichung dieser Zielsetzung dienen die partnerschaftliche Kommunikation sowie der interdisziplinäre Therapieansatz. D. h., die aktuellen individuellen Fördermaßnahmen sind unter Berücksichtigung der spezifischen Problematik des Tagesgeschehens und des vorherrschenden Behinderungsbildes einzubetten in ein System, das den Bewohner in seiner Ganzheit erfasst, unter Berücksichtigung seiner Wünsche, Bedürfnisse und Notwendigkeiten sowie seiner individuellen Persönlichkeit wie Geschlecht, Alter, Religion und Kommunikationsfähigkeit.
In Ausrichtung auf unsere Bewohner und wenn möglich in Kooperation mit ihnen, formulieren wir Förderziele, überprüfen diese und entwickeln sie weiter, um die Qualität unserer Arbeit kontinuierlich zu verbessern.
Unser ganzheitliches Therapie- und Förderangebot umfasst die Bereiche der Physiotherapie, Ergo-, Blinden- und Musik-/Rhythmiktherapie sowie Logopädie, den Web-, Werk- und Stickbereich, sensomotorische Integration, basale Stimulation, gezielte Förderung für Menschen mit autistischem Syndrom, Erwachsenenbildung, religiöse Angebote und sowie therapeutisches Schwimmen und Sport neben schulischer Förderung.
Ziel unserer Arbeit ist eine hohe BewohnerInnen – Zufriedenheit. Dazu suchen und fördern wir den Dialog auf allen Wahrnehmungsebenen, um auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche unserer Bewohner/innen angemessen eingehen zu können.
Den Kontakt zwischen den BewohnerInnen und ihren Angehörigen unterstützen wir und stellen dafür erforderliche Hilfen zur Verfügung in Form von persönlicher Assistenz und struktureller Organisation.
Dies gilt auch für alle anderen integrativen Maßnahmen wie Teilhabe am Leben in der Stadt und den Gemeinden sowie in der Öffentlichkeit.
In unserem Hause pflegen wir einen Arbeitsstil, der als Grundlage eine partnerschaftliche sowie eine kreative Auseinandersetzung mit den an uns gestellten Anforderungen vorsieht.
Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist wichtig, unser Umgang miteinander ist von Respekt und Freundlichkeit geprägt.
Regelmäßige Besprechungen und offensiver Umgang mit allen Fragen schaffen eine Atmosphäre der Transparenz und des Vertrauens für unsere zum Teil langjährig hier tätige Mitarbeiterschaft.
In der Mitarbeiterführung versuchen wir, persönliche Erwartungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Zielen und Rahmenbedingungen unserer Einrichtung zu verknüpfen.
Durch Fort— und Weiterbildung erweitern wir unsere berufliche Qualifikation und persönliche Entwicklung, um dadurch in unserer Arbeit eine hohe Professionalität sicher zu stellen.
Soziales und wirtschaftliches Handeln verbinden wir miteinander und bieten unter diesen Gesichtspunkten Dienstleistungen für Mitmenschen mit schwerstmehrfachen Behinderungen an.
V – Unser Engagement
Die Einrichtung ist vertreten in regionalen und bundesweiten Arbeitsgemeinschaften der Behindertenhilfe sowie Mitglied im Verband Katholischer Einrichtungen für Lern- und Geistig Behinderte e.V.. Zur langfristigen Sicherung unseres fachlichen Standards kooperieren wir mit anderen Trägern und leisten entsprechend unserer Möglichkeiten einen Beitrag zur Gestaltung von Sozialpolitik über verschiedene Formen des Engagements in Kirchengemeinden, Ethikgruppen, Workshops und Medien.
Das Don Bosco-Haus bildet mit seinem speziellen Wohn-, Betreuungs- und Förderangebot einen Schutzraum für die hier lebenden Menschen mit ihren schwersten Mehrfachbehinderungen. Diesen Raum gilt es daher stets mit Leben zu erfüllen, zu pflegen, zu erweitern und immer wieder kreativ zu gestalten; in der Begegnung miteinander, in der Annahme des Einzelnen und in der Entwicklung von Lebensperspektiven, hin zur größtmöglichen individuellen Entfaltung.
Der uns anvertraute Mensch soll mit seiner komplexen schweren Behinderung hier im Don Bosco-Haus ein ihn erfüllendes Leben führen können bis zu seinem würdevollen Tod.
Das Recht des ungeborenen Kindes auf Entwicklung liegt uns am Herzen.
Jeder Mensch ist von Gott gewollt, somit ist auch der Schutz des ungeborenen Kindes für uns unabdingbare Grundlage unseres christlichen Verständnisses.